Den Besuch der Weihnachtsfeier des Vereins Senioren für Senioren müssen sich viele Mitglieder im Kalender rot angestrichen haben, haben sich doch mehr als hundert Personen ins katholische Pfarreiheim in Sargans begeben.
Nachdem für alle Teilnehmer ein Sitzplatz bereit war, eröffneten die Musikanten Felix und Paul Bärtsch aus Heiligkreuz die Feier mit einem flotten Marsch. Vereinspräsident Bruno Tanner begrüsste die grosse Besucherschar und stellte ihnen Kapuziner-Bruder Kletus Hutter vom Kloster Wesemlin in Luzern vor, der die anschliessende Feier gestaltete.
Bruder Kletus war vielen bekannt als beliebter Pastoralassistent der Seelsorgeeinheit Sargans-Vilters-Wangs. Vor rund sechs Jahren entschied er sich, das Leben als Kapuziner zu beginnen. Seit der Profess im Dezember 2017 wirkt er im Kloster in Luzern. Er habe sich sehr darauf gefreut, diese Feier in Sargans gestalten zu können.
Am Anfang die «Stille»
Bruder Kletus gliederte die Feier unter Stichworte. Zur «Stille» wartete er mit einem eigenen Erlebnis aus seiner Zeit im Kloster in Rapperswil auf. In Rapperswil wird am Dreikönigstag ein Spiel aufgeführt. Die Darsteller, Tiere und Menschen, ziehen zuerst in einem Umzug zum Festplatz. In diesem Umzug marschierte auch ein Kinder-Engelschor leise singend mit. Auf der gegenüber-liegenden Strassenseite stand ein Mann, der schon vorher nach Glühweinkonsum lärmend aufgefallen war. Dieser schrie den Kindern zu: «Lauter, lauter!» Hatte der Mann recht? Sollten die Himmelsboten manchmal lauter rufen und sich besser bemerkbar machen?
Zum Thema «Geduld» erzählte er vom Erlebnis einer Kindergärtnerin, die durch ein Kind stark gefordert wurde, und löste damit Schmunzeln und Lachen bei den Zuhörern aus. Nachdem sie einem Dreikäsehoch zum dritten Mal mühsam die Stiefel an- und wieder ausgezogen hatte, waren die Handschuhe immer noch in den Stiefelspitzen. Das erste Mal war der linke Stiefel am rechten Fuss und umgekehrt. Nachher sagte der Bub, dass es nicht seine Stiefel seien. Als diese wieder ausgezogen waren erwähnte er, Mutter hätte gesagt, die Stiefel seines Bruders seien besser im nassen Wetter. Also wurden sie wieder mit Mühe angezogen. Nach der Frage nach den Handschuhen war klar, wieso die Stiefel vom Bruder so mühsam anzuziehen waren.
Kein Krieg an Heiligabend
Weihnachten ist auch das Fest des Friedens. Die wahre Geschichte handelte von einer Begebenheit aus dem Zweiten Weltkrieg, die als Wunder bezeichnet werden kann. In einem einsamen Haus am Waldrand in der Nähe der Kampflinien zwischen Deutschen und Amerikanern bereitete sich eine Frau mit den zwei Kindern auf Heiligabend vor, als es an der Türe klopfte. Draussen standen drei fremde Soldaten, einer davon schwer verletzt. Diese waren auf der Suche nach ihrer Einheit lange im Wald umhergeirrt und hofften, sich im Haus erholen zu können. Dieses Begehren stellte die Frau vor eine schwierige Entscheidung, wurde doch das Beherbergen eines Feindes mit dem Tod bestraft. Die drei taten ihr aber leid und sie liess sie eintreten, es war ja Heiligabend. Sie begann, eine Mahlzeit zu kochen und versorgte notdürftig die Wunde des Verletzten. Schon wieder pochte jemand an die Türe. Draussen standen wieder drei durchgefrorene Soldaten, dieses Mal Deutsche.
Die Frau wollte diese nicht ins Haus nehmen, da ihr ein Massaker unausweichlich schien. Nach langem Zögern sagte sie ihnen, dass im Haus schon Besuch sei, an dem sie keine Freude hätten. Sie nahm allen Mut zusammen und sagte bestimmt: «Ihr dürft nur ohne Waffen eintreten und kein Blutvergiessen veranstalten. Heute ist Heiligabend, da gibt es keinen Krieg.» Im Haus entwaffnete sie auch die Amerikaner. Einer der Deutschen war Medizinstudent, der die Wunde des Amerikaners untersuchte. Beim anschliessenden Essen entspannte sich die Atmosphäre.
Am folgenden Morgen entfernten sich die beiden Gruppen in entgegengesetzter Richtung, um sich wieder ihren Einheiten anzuschliessen. Diese Geschichte berührte die Zuhörer sehr.
Gute Wünsche zum Schluss
Zwischen den einzelnen Beiträgen spielten die Musiker mit ihren Blasinstrumenten passende Stücke. Zum Schluss wünschte Bruder Kletus allen ein gesegnetes, frohes und friedliches Weihnachtsfest, möglichst im Kreis von lieben Angehörigen.
Das neue Jahr solle viele glückliche Stunden bringen.
Bruno Tanner bedankte sich bei Bruder Kletus für die schöne Feier, den Musikern für die passende Musik und allen Helfern, die zum Gelingen des Anlasses beigetragen hatten. Auch er wünschte allen geruhsame Weihnachtstage und alles Gute für 2019.