Eine frohe Schar von 35 Seniorinnen und Senioren bestieg in Sargans den Zug nach Zürich. Sie freuten sich auf die Besichtigung der Stadt Schaffhausen und hofften auf trockenes Wetter. Von Schaffhausen wissen viele, dass der Munot ihr Wahrzeichen ist, haben die Stadt aber noch nie besucht.
Kurz vor Ankunft des Zuges in Schaffhausen passierte dieser den Rheinfall. Riesige Wassermassen fielen von oben ins untere Wasserbecken und erzeugten eine Gischt, die sich weitherum ausbreitete.
Nach einer Stärkung mit Kaffee und Gipfel wurden für die Führung zwei Gruppen gebildet. Die Gründung der Stadt war verbunden mit dem Rhein als Transportweg. Um den Rheinfall zu überwinden, mussten die Güter umgeladen werden, was Arbeitskräfte benötigte. Der Platz für eine Siedlung war und ist aus geografischen Gründen beschränkt. Die Altstadt hat seit der Gründung etwa die gleiche Grösse und ist sehr übersichtlich. Der grösste Teil davon ist schon seit 1972 Fussgängerzone. Die Stadtführerin erläuterte, dass die politische Herrschaft öfter wechselte und ab 1503 von den Eidgenossen übernommen wurde. Was alle erstaunte, war, dass Schaffhausen schon im 16. Jahrhundert eine Uhrenindustrie hatte. Auf dem Fronwagturm ist eine astronomische Uhr, die 1564 gebaut wurde, zu bestaunen. Auf dieser können 10 verschiedene Angaben abgelesen werden, zum Beispiel der Mondlauf, die Tierkreiszeichen oder die Jahreszeiten. Aus einer Uhrenfamilie stammte auch Heinrich Moser, der nach Wanderjahren ein Uhrengeschäft in St.Petersburg betrieb, das ihn reich machte. 1848 kehrte er wieder in seine Heimatstadt zurück. Er war sehr innovativ und wurde Pionier für die Nutzung der Wasserkraft im grossen Stiel und legte damit den Grundstein für die Industrialisierung. Sein Wasserkraftwerk stellte er vielen Betrieben zur Verfügung und war Mitbegründer der Schweizerischen Industriegesellschaft SIG und der Uhrenfabrik IWC. Damit wurde der Reichtum als Grundlage für die schönen Herrschaftshäuser geschaffen.
Der Titel der gebuchten Führung heisst: «Stadt der 171 Erker, Altstadtführung ohne Munot». Die vielen Erker, fast jedes Haus in der Altstadt war mit mindestens einem ausgerüstet, ermöglichten einen guten Blick in die Strassen. Die angebrachten Verzierungen zeigten den Reichtum der Bewohner. Dieser Umstand soll Goethe, der dreimal in Schaffhausen war, zum Ausspruch verleitet haben: «Sehen und nicht gesehen werden treibt hier besondere Blüten.»
Sehr bekannt ist das Kloster zu Allerheiligen mit dem Kreuzgang, einem Kräutergarten, in dessen Nähe die «Schillerglocke» steht, dem Münster und dem Museum. Das Münster zu Allerheiligen wurde nach der Reformation in eine fast schmucklose reformierte Kirche verwandelt. Im herrschaftlichen Haus zum Thiergarten, das auch auf einstigem Klostergebiet steht, wird nun ein Restaurant betrieben, in dem sich die Gruppe mit einem feinen Mittagessen verpflegte. Dieses Haus wurde nebst andern am 1. April 1944 bei einem irrtümlichen Angriff bombardiert.
Am Nachmittag blieb noch eine Stunde für individuelle Besichtigungen der Stadt, bevor die Rückreise nach Sargans angetreten wurde. Im Zug konnte nochmals der Rheinfall mit seinem Sprühnebel und kurz vor Zürich startende und landende Flugzeuge beobachtet werden. Bei der Verabschiedung der Teilnehmenden äusserten sich einige, dass sie diese schöne Stadt wohl wieder besuchen werden.