Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Unter diesem Motto hat der Vorstand des Vereins Senioren für Senioren Sargans bei seiner Programmgestaltung den viel gerühmten Rundgang mit den Nachtwächtern von Mels vorgesehen. Und die Vorschusslorbeeren waren durchaus gerechtfertigt.
Für einmal traf man sich nicht am Bahnhof, sondern vor dem Restaurant Schlüssel in Mels, und nicht am frühen Morgen, sondern am Abend. Mit einem hervorragenden Gamspfeffer aus der bekannten Küche von Roger Kalberer wurde der Anlass würdig eingeleitet. Ursi Ackermann und Lina Bäbler, die Organisatorinnen des Anlasses, hatten mit der Restaurantwahl ins Schwarze getroffen.
Mit einem wohligen Gefühl im Magen begaben sich die Teilnehmenden zum Kirchgemeindehaus Mels, wo René Ackermann und Sepp Vogel, beides passionierte «Nachtwächter», die 35 Teilnehmenden mit einem interessanten Dia-Vortrag ins alte Mels entführten. Selbstverständlich wurden immer wieder Rufe laut: «das ist doch …» oder «das ist ja das Haus meiner …», was darauf hindeutete, dass man sich auf bekanntem Grund bewegte.
Um 20 Uhr, es muss ja dunkel sein für den Nachtwächterrundgang, begann die rund 2-stündige Wanderung. In zwei Gruppen wurden verschiedene bekannte und wenigere bekannte Punkte aufgesucht, meistens ältere Gebäude, worüber die «Nachtwächter» sehr viel Interessantes zu berichten wussten. Selbst eingefleischte Melser zeigten sich überrascht von Begebenheiten und geschichtlichen Fakten, die ihnen nicht bekannt waren. Dass ein Nicht-Melser – Sepp Vogel – diese Informationen zum Besten geben konnte, entbehrte nicht eines gewissen Reizes…
Es soll hier nicht der ganze Rundgang aufgezeichnet werden, aber dass die erste Kirche in Mels bereits um 550 auf einem Hügel mit vorherigem römischem Castell erbaut wurde, dürfte wenigen bekannt gewesen sein. Und auch der Einfluss der Klöster Pfäfers und Schänis wurde mit Staunen zur Kenntnis genommen.
Die bedeutsame Klostergründung der Kapuziner, das Wirken der Franzosen in Mels, die Wirren der Helvetik und vieles andere mehr wussten die Führer anschaulich zu beschreiben.
Selbstverständlich wurde auch ausführlich über das Amt und die Aufgabe des Nachtwächters berichtet. 365 Tage im Jahr im Einsatz, je nach Jahreszeit von 21 oder 22 Uhr bis zum Morgengrauen, bei Wind und Wetter, drei Rundgänge pro Nacht absolvieren, stellte einige Anforderungen an diese Männer (Frauen übten diesen Beruf wohl kaum aus). Ihre Beobachtungen hielten sie in einem Buch fest, das sie jeweils dem Gemeindepräsidenten am Morgen vorlegen mussten. Dass diese Bücher verschwunden sind, dürfte vielleicht dem Einen oder Andern nicht ungelegen gekommen sein, ansonsten wohl mancher Hausfrieden ins Wanken gekommen wäre ….
Es war ein gelungener Anlass, der den Teilnehmenden die Augen für manch Neues öffnete und wohl dazu anregen dürfte, bei Tag den einen oder andern Ort nochmals aufzusuchen.