Um 10.15 Uhr versammelten sich 47 gutgelaunte Seniorinnen und Senioren beim Bahnhof Sargans. Sandra Boner’s Wetterprognose «wechselhaft, mit möglichen lokalen Gewittern» war grad recht für den Besuch der Kantonspolizei und Kathedrale St. Gallen. Um 10.34 Uhr ging es mit dem Interregio der SBB nach St. Gallen.
Im bekannten Restaurant Markplatz wartete ein sehr feines Mittagessen auf die Teilnehmer. Nach dem Essen und einem vom Verein offerierten Kaffee dislozierten die Seniorinnen und Senioren zum Klosterhof 12. Aufgeteilt in zwei Gruppen stand der Besuch bei der Kantonspolizei und in der Kathedrale an.
Simon Anderhalden, Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung, orientierte die Seniorinnen und Senioren über die Lokalitäten der Kantonspolizei St. Gallen und führte sie durch die Notrufzentrale.
Standorte der Kantonspolizei St. Gallen
K12. Z20, M11 heissen die die Abkürzungen und es töne fast wie Mi6, 007 FBI, sei aber nicht ganz so spektakulär. Bei der Polizei müsse alles schnell gehen, bei Funksprüchen haben die Beamten keine Zeit für lange Begrifflichkeiten, darum wird mit Abkürzungen gearbeitet, auch bei den eigenen Gebäulichkeiten.
Im Gebäude K12 = Klosterhof 12 ist die Kriminalpolizei der Kantonspolizei
St, Gallen angesiedelt. Allein die Kriminalpolizei hat 14 verschiedene Abteilungen. Der Spezialdienst mit vielen Ermittlerinnen und Ermittlern, Kriminalanalysten ist für Kapitalverbrechen, Betäubungsmitteldelikte, Wirtschaftsdelikte und Fahrzeugdelikte zuständig.
Im Gebäude Z20 = Zeughausgasse 20 ist die Kommunikationsabteilung mit
16 Mitarbeitern untergebracht. Kommunikationsleiter Hanspeter Krüsi und sein Team informieren über Fernsehen, Radio über aktuelle Geschehnisse. Die Kantonspolizei St. Gallen kommuniziert auch via Social Media, will die jungen Leute ansprechen und macht Threads auf allen Kanälen wie Face Book, Instagram, TicTok. Im Gebäude Z20 sind auch die Büros vom Kommandobereich der Kantonspolizei, der Personalabteilung, der Rekrutierung und den Finanzen beheimatet.
Am Ende des Gebäudekomplexes Z20 befindet sich das Untersuchungsgefängnis mit 20 Zellen und vergitterten Fenstern. Dieses wird von Vertretern der Menschenrechtskonventionen regelmässig überprüft. Darin sind vor allem Untersuchungshäftlinge untergebracht. Kriminalität ist allgegenwärtig, besonders hat die Polizei laufend Probleme mit den Nordafrikanern.
Im 8-stöckigen Gebäude M11 = Moosbruggstrasse 11 sind verschiedene Fachdienste untergebracht, wie die Cybercrime -Abteilung, welche die digitale Kriminalität im Internet bekämpft. Ebenso die Abteilung Forensik, die Spuren von Unfällen und Verbrechen ausgewertet und im Labor analysiert.
Die Kantonspolizei verfügt auch über eine eigene Drohnenstaffel, mit welcher Unfallsituationen aus der Luft erfasst werden können. In diesem Gebäude ist auch der Jugenddienst beheimatet, als Ansprechpartner, aber auch als Ermittler gegen jugendliche Straftäter.
Im M18-Gebäude befinden sich auch die technischen Dienste und die Profi-Interventionseinheit. Letztere Mitarbeiter sind speziell ausgebildet für ganz gefährliche Einsätze wie um Häuser zu stürmen oder um lebensgefährliche Zugriffe durchzuführen.
Im sogenannten «Calatrava-Gebäude» ist die Notrufzentrale der Kantonspolizei St. Gallen untergebracht. Der weltberühmte Architekt Santiago Calatrava hat das Gebäude 1999 für 16 Mio. Franken gebaut. Jetzt nach 25 Jahren ist es in der Notrufzentrale zunehmend immer enger und unangenehmer zum Arbeiten geworden. Bereits im nächsten Jahr soll die Notrufzentrale in ein Provisorium ins Lärchenfeld umziehen.
Allein innerhalb der Stadt St. Gallen hat die Kantonspolizei St. Gallen mehr als 25 Gebäude belegt und ihre Fachdienste stationiert. Bis 2035 will der Kanton ein neues grosses Polizei- und Justizzentrum in St. Gallen- Winkeln bauen.
Stadtpolizei St. Gallen
Die Uniformkräfte in der Stadt St. Gallen gehören zur Stadtpolizei und sind nicht zusammengelegt mit der Kantonspolizei. Die Stadtpolizei ist zuständig für Ruhe, Sicherheit und Ordnung und für den Verkehr auf Stadtgebiet St. Gallen. Sobald aber etwas passiert im kriminalpolizeilichen Bereich, wird die Kripo der Kantonspolizei zugezogen.
Kantonale Notrufzentrale
In der Kantonalen Notrufzentrale sind Disponentinnen und Disponenten der Kantonspolizei St. Gallen und der Rettung St. Gallen tätig. Hier laufen die Notrufnummern 117 (Polizei), 118 (Feuerwehr), 144 (Sanität) und 112 (Internationaler Notruf) zusammen. Gemeinsam sorgen die Mitarbeitenden beider Organisationen für eine rasche und koordinierte Hilfeleistung aller Blaulichtorganisationen im Kanton St. Gallen.
Modernste Informationsleitsysteme und Kommunikationsmittel wie Navigationssysteme mit Zielführung, digital verschlüsselter Funkverkehr und satellitenunterstützte Alarmsendgeräte der Einsatzkräfte unterstützen sie dabei. Ausserdem sind rund 2’000 Überfall-, Einbruch- und Brandmeldeanlagen sowie über 400 Notrufsäulen der Nationalstrassen direkt im Einsatzleitsystem aufgeschaltet. Die Kantonale Notrufzentrale ist ebenfalls zuständig für die Verkehrssteuerung auf den Hochleistungsstrassen (Autobahnen und Autostrassen) im ganzen Kantonsgebiet. Dazu stehen den Disponentinnen und Disponenten über 320 Kamerastandorte zur Verkehrsüberwachung und -Steuerung zur Verfügung.
Durchschnittlich pro Tag (24 Std.) gehen bei der Kantonale Notrufzentrale 370 Notrufe ein, somit werden pro Jahr etwa 135’000 Notrufe bearbeitet.
Zusätzlich werden nach Feierabend auf den Polizeistationen täglich rund 1’000 Telefone in die Notrufzentrale umgeleitet, somit werden pro Jahr rund 500’000 Anrufe bearbeitet. Alles in allem ergeben sich aus diesen 500’000 Anrufe bei der Notrufzentrale, rund 100’000 Arbeitsfälle pro Jahr, die dann von der Kantonspolizei weiterbearbeitet werden müssen. Jeden Tag und jede Nacht werden im Einsatzjournal der Kantonspolizei St. Gallen hunderte von Ereignissen festgehalten. Viele davon führen zu weiteren Massnahmen, Aufgeboten und schliesslich zu Rapporten zuhanden der Staatsanwaltschaft oder anderen Behörden.
Die Notrufnummern 118 (Feuerwehr) wird am häufigsten angewählt wegen Naturereignissen, wie umgestürzte Bäume, Wasser im Keller. Bei Unwettern ergeben sich schnell sehr viele Notrufe innerhalb von kürzester Zeit.
Nach der ersten Führung trafen sich die Seniorinnen und Senioren im Kloster- Bistro zu einer Kaffeepause. Dann ging es weiter zur Besichtigung der Kathedrale St. Gallen.
Kathedrale St. Gallen
Die Kathedrale St. Gallen ist gleichzeitig Pfarrkirche der Dompfarrei und Bistumskirche des 1847 gegründeten Bistums St. Gallen. Sie steht dort, wo 612 der irische Wandermönch Gallus eine Einsiedelei errichtete. Die Kathedrale und die barocke Klosteranlage wurden in der Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut. Die Kathedrale bildet mit dem Stiftsbezirk, insbesondere mit der Stiftsbibliothek und dem Stiftsarchiv, den Kern des UNESCO-Weltkulturerbes.
Orte in der Kathedrale
Der Kuppelraum ist die Mitte der Kirche. Zentral sind dort: Altar, Ambo und Taufstein. Ein Blick hinauf in die Kuppel zeigt die göttliche Dreifaltigkeit. In unterschiedlichen Ebenen gruppieren sich die Heiligen. Das florale Bodenmuster und das blumenverzierte Chorgitter lassen die Kirchgänger symbolisch in einem Garten leben.
Hinter dem Gitter befindet sich der ehemalige Mönchs-Chor. Das kostbare Chorgestühl mit wunderbaren Intarsien und Holzschnitzereien zeigt einen Bilderzyklus aus dem Leben des heiligen Benedikt. Auffallende Kunstwerke sind neben dem Chorgestühl auch die zahlreichen Beichtstühle.
Nach der letzten Führung spazierten die Seniorinnen und Senioren gemächlich in Richtung Hauptbahnhof. Dort hatten sie noch etwas Zeit für einen Drink. Genau 5 Minuten vor dem Einstieg in den Interregio der SBB entlud sich ein heftiges Unwetter über St. Gallen. Sandra Boner’s Wettervorhersage «wechselhaft, mit möglichen lokalen Gewittern» war voll eingetroffen. Starkregen und Hagel sorgten für zahlreiche Überschwemmungen. Und die Notrufnummern 118 (Feuerwehr) der Notrufzentrale der Kantonspolizei dürfte am Abend des 16. Mai 2024 sehr häufig angewählt worden sein.
Alle Seniorinnen und Senioren waren bei der Verabschiedung überzeugt: Dieser interessante Tag wird allen bestimmt in guter Erinnerung bleiben.