Bei trockenem, leicht bewölktem Föhnwetter versammelte sich eine sehr stattliche Schar von 62 frohgelaunten Seniorinnen und Senioren um 13.15 Uhr beim Bahnhof Sargans zur Exkursion Taminabrücke, dem neuen Wahrzeichen im Taminatal.
Mit dem Zug ging es nach Bad Ragaz und von dort mit zwei reservierten Postautos nach Pfäfers. Unser Mitglied Hans Schmid, selbst pensionierter Bauingenieur, konnte für die Besichtigung der Taminabrücke und die Information über das Bauwerk zwei Führer vom Kantonalen Baudepartement aufbieten.
Im Informationspavillon begrüßte Hans Schmid die erwartungsvollen Teilnehmer und stellte die beiden Führer vor, nämlich Jean-Luis Nardone, Projektleiter Zufahrtsstrassen zur Brücke und Stv. des Leiters der Abteilung Kunstbauten des Kantons St. Gallen, sowie Hanspeter Ingold (pensioniert), ehemaliger leitender Mitarbeiter beim Baudepartement des Kantons St. Gallen.
Danach gab Jean-Luis Nardone den Seniorinnen und Senioren sehr gut verständliche und mit Folien untermauerte Informationen über den ganzen baulichen Werdegang der Brücke und der neue Verbindungsstrasse. Eingangs schilderte er die Schritte, die zum heutigen Bauwerk führten wie folgt:
Die Ausgangslage
Die Dörfer Pfäfers und Valens gehören zur Politischen Gemeinde Pfäfers.
Sie sind durch das tiefe Taminatal getrennt. Die bestehenden Verkehrsanbindungen der beiden Dörfer führen über den Dorfkern von Bad Ragaz.
Die Pfäferserstrasse (Kantonsstrasse) erschliesst das Dorf Pfäfers über die rechte Seite des Taminatals. Sie liegt in einem geologisch stabilen Gebiet.
Die Valenserstrasse, die Bad Ragaz mit Valens verbindet, ist eine Gemeindestrasse. Sie verläuft auf der linken Talseite und liegt zu einem grossen Teil in einem aktiven Rutschgebiet. Das Rutschgebiet umfasst cirka 45 ha und in diesem Bereich kommen immer wieder kleinere und grössere Hangrutsche vor. In Vergangenheit mussten immer wieder teure Sanierungsmassnahmen an der Valenserstrasse und den Stützmauern zu Lasten von Kanton und Gemeinde vorgenommen werden. Also ein unhaltbarer Zustand, zumal die Valenserstrasse auch die Hauptverbindungsstrasse zur sehr bekannten Klinik Valens ist.
Die Lösungssuche
Aus diesen Gründen habe das Baudepartement des Kantons St. Gallen eine Varianten-Studie zur Lösung dieses Problems gemacht. Dabei habe sich der Bau der Taminabrücke mit Erschliessungsstrasse als vorteilhafteste Variante herausgestellt. Für den Bau der Taminabrücke wurde ein Projektwettbewerb gemacht. Dabei haben 60 Ingenieurbüros aus der Schweiz, Österreich, Deutschland und Italien die Projektunterlagen bestellt und 24 Büros hatten je ein Projekt eingereicht. Dieser Wettbewerb sei anonym abgelaufen, d.h. das Baudepartement wusste nicht, welches Ingenieurbüro welches Projekt eingereicht habe. Eine Experten-Jury hätte sich dann für das Projekt „Taminabogen“ entschieden. Dieses Projekt würde sich sehr gut in die Natur der Taminalandschaft einfügen. Wie sich nach Lüftung der Projekt-Einreicher-Namen herausstellte, wurde der Wettbewerb für die heutigen Taminabrücke von einem Deutschen Ingenieurbüros gewonnen.
Der Bau der Taminabrücke
Wie Bauingenieur Jean-Luis Nardone erklärte, startete man mit dem Bau der Brücke am 28. März 2013. Zum Auftakt der Arbeiten erstellte die Arbeitsgemeinschaft „Brücke Tamina Bofel“ (STRABAG/Meisterbau/ERNI) unter der Leitung der Strabag AG, Glattbrugg provisorische Zugänge und Zufahrten zu den einzelnen Bauteilen und führten Erdarbeiten sowie den Felsabtrag durch. Anschliessend konnte mit den Arbeiten an den Fundamenten für die Kämpfer und die Widerlager begonnen werden.
Zuerst wurde also der Bogen der Taminabrücke erstellt.
Die Brücke hat an beiden Enden einen Bogen, für den Anschluss an die Verbindungsstrasse. Auf der Valenserseite ist die Verbindungsstrasse rund
700 Meter lang und auf der Pfäferserseite rund 1‘100 Meter lang. Gemäss
Jean-Luis Nardone zeige das Projekt, dass die Brücke in Richtung Seite Valens eine Steigung von cirka 25 Meter aufweise. Trotzdem die Brücke leicht asymmetrisch sei, wirke sie sehr harmonisch.
Weiter war zu erfahren, dass die Taminabrücke mit einer sehr eindrucksvollen Spannweite von rund 260 Metern die wunderschöne Taminaschlucht überspannt. Die Brücke ist das Kernstück der Verbindungsstrasse zwischen der Pfäferserstrasse und Valenserstrasse. Die Taminabrücke ist 417 Meter lang und überquert die Taminaschlucht mit einem flachen Betonbogen in schwindelerregenden 200 Metern Höhe über dem Talboden.
Der Bogen konnte am 28. März 2015, auf den Tag genau nach 2 Jahren seit dem Spatenstich fertiggestellt werden. Für die Erstellung des Bogens wurde eine Stahlkonstruktion erstellt. Die Bauarbeiten erfolgten Teilstück von je 25 Metern um Teilstück von beiden Seiten her in Richtung Mitte des Bogens. Dabei war sehr speziell das Arbeiten in so luftiger Höhe, eine Angelegenheit für schwindelfreie Spezialisten. Nach Fertigstellung des Bogens wurde darauf von der Mitte des Bogens her nach beiden Seiten hin die Fahrbahnplatte gebaut. Nach Aussage von Jean-Luis Nardone sollte das Gesamtbauwerk bis Mitte 2017 fertiggestellt sein. Die Kosten für die Brücke und die neue Verbindungsstrassen wurden mit 56 Millionen Franken veranschlagt. Die offizielle Eröffnung der Brücke für den Verkehr ist vorgesehen auf 22.Juni 2017.
Die neue Brücke gewährleistet neu auch eine sichere und gut ausgebaute Zufahrt zur sehr bekannten Klinik Valens.
Die Begehung der Brücke
Nach den sehr interessanten Informationen im Pavillon durften die Seniorinnen und Senioren aufgeteilt in zwei Gruppen mit den Führern vom Baudepartement die Brücke begehen. Zumal auf der Brücke noch einige Bauarbeiten sowie Krantätigkeit im Gange war, wurden alle Teilnehmer aus Sicherheitsgründen mit Helmen ausgestattet. Die Begehung der neuen Taminabrücke in so luftiger Höhe über dem Talboden war für die Teilnehmer ein einzigartiges Erlebnis das wohl allen in guter Erinnerung bleiben wird.
Nach dieser aufregenden Begehung der Taminabrücke wanderten die Teilnehmer gemächlich durch das Dorf Pfäfers zum Restaurant Wartenstein.
In diesem wunderschön gelegenen Gasthaus erwartete die Seniorinnen und Senioren ein vom Verein offerierter Kaffee mit feinem Kuchen. In geselliger Runde und bei angeregten Gesprächen konnte bis zur Busabfahrt auch noch die herrliche Aussicht auf Bad Ragaz und die gegenüberliegende Bündner Herrschaft mit den greifbar nahen Bergen Falknis und Vilan genossen werden. Um 17.07 Uhr wartete auch schon die zwei reservierten Extra-Postautos, welche die muntere Schar zum Bahnhof in Bad Ragaz brachte. Mit dem Zug erfolgte die letzte Etappe nach Sargans wo alle um 17.30 Uhr glücklich und zufrieden eintrafen. Alle Teilnehmer waren sich einig, es war ein unvergesslich schöner Ausflug, verbunden mit viel Wetterglück.
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