Für einmal hiess es früh aufstehen für die Ausflügler aus Mels, Sargans und Vilters-Wangs. So versammelten sich die 60 frohgelaunte Seniorinnen und Senioren schon um 7.20 Uhr auf dem Bahnhof Sargans. Die Wetterprognosen waren nicht ganz optimal, aber wenigstens war es trocken, teils sonnig und teils bewölkt.
Mit dem Zug ging es nach Ziegelbrücke und weiter nach Linthal. Von dort aus brachte die Braunwald-Standseilbahn die Teilnehmer die rund 600 Höhenmeter mit 64% Steigung steil am Seil bergauf auf die aussichtsreiche Sonnenterrasse Braunwald.
Im nahen Café Bsinti konnten die Ausflügler in gemütlicher Atmosphäre Kaffee und Gipfeli geniessen und mittels Diaschau sehr viel Interessantes über Braunwald und den Kanton Glarus erfahren:
Braunwald ein Pionierort
Die Standseilbahn Linthal – Braunwald ist die einzige Verbindung zum autofreien Kurort. Sie wurde am 6. August 1907 in Betrieb genommen und der damalige Holzwagen beanspruchte für die Fahrt nach Braunwald noch 20 Min. Da der Winterbetrieb aus technischen und finanziellen Gründen nicht machbar war, verkehrte die Bahn bis 1928 nur im Sommer. Die heutige Standseilbahn bewältigt die steile Fahrt von Linthal (654 m ü. M.) nach Braunwald (1’256 m ü. M.) in einer Fahrzeit von nur noch 7 Minuten.
Die Seniorinnen und Senioren wurden informiert über die Entstehung der verschiedenen Skilifte, Sessel- und Gondelbahnen und somit über die touristische Erschließung des Luftkurortes Braunwald.
Im Jahr 1936 fand im damaligen Grand Hotel Braunwald ein erster musikalischer Ferienkurs statt. Heute heisst der Kurs Musikwoche und ist das älteste Musikfestival der Schweiz.
1938 fand ein Segelfluglager statt. Mit einer Gummischleuder wurden vom Tennisplatz aus faltbare und darum mit der Braunwaldbahn transportierbare Segelflugzeuge über das Tal katapultiert.
Rosengärten – sich vom Farbenduft der Rosen verführen lassen
Anfangs der Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurden unter der Leitung von Dietrich Wülsner zu Forschungszwecken mehrere Rosengärten auf der Sonnenterrasse Braunwald angelegt. Noch heute erfreuen diese Rosen mit starker Farbintensität die Sommergäste.
Pionierkanton Glarus
Interessant war zu erfahren, dass die Industrialisierung besonders mit der Textilindustrie schon früh begann. Zwischen 1815 und 1870 entstanden zwischen Linthal und Ziegelbrücke eine Fabrik nach der anderen, sodass es in fast jeder Gemeinde eine Spinnerei oder Weberei gab. Bunt bedruckte Glarner Tücher fanden in aller Welt Absatz. Überall kennt man auch die sogenannten Glarner-Tüchli.
Sehr beachtenswert waren auch die Informationen über die frühen sozialpolitischen Errungenschaften in Glarus, wonach der Kanton offenbar eine Vorreiterrolle in der Entwicklung der AHV und dem Fabrikgesetz spielte.
Aber auch, dass der erste Streik europaweit im Kanton Glarus stattfand. 1837 streikten demnach 600 Arbeiter der Druckfabrik Egidius Trümpy in Glarus mit Erfolg, weil der Fabrikant glaubte, die Belegschaft mit Glockenzeichen zum pünktlichen Arbeitsbeginn zu zwingen.
Fortschrittlich zeigte sich der Kanton Glarus auch darin, wonach Anfangs 2011 der Zusammenschluss der früheren 25 Orts-, 18 Schul-, 16 Fürsorge- und 9 Bürger-gemeinden zu nur noch drei Politischen Gemeinden „Glarus, Glarus Nord und Glarus Süd“ erfolgte.
Nach den sehr lehrreichen Informationen über Braunwald und die Glarner Pioniere wanderten die Seniorinnen und Senioren gemütlich hinauf zur Talstation Hüttenberg.
Von dort aus brachte sie die 1990 neu konzipierte Gondelbahn bequem zum herrlichen Bergrestaurant Chämistube. Leider wurde dort der sonst fantastische Blick in die Glarner Berge Ortstock und Tödi zweitweise durch strichweise Hochnebelschwaden etwas getrübt. Im Bergrestaurant Chämistube erwartete die Ausflügler ein feines Mittagessen, bestehend aus Mostsuppe, Glarner Netzbraten mit Bratenjus, Kartoffelstock und Tagesgemüse. Danach wurde zum Dessert noch Wähe und Kaffee serviert.
Nach dem Mittagessen war noch genug Zeit um die wunderbare Aussicht auf die Natur und die umliegenden Glarner Berge zu geniessen.
Schon bald war wieder Zeit für die Rückkehr. Frisch gestärkt wanderten die Seniorinnen und Senioren während rund 1 ½ Stunden zurück ins Dorf Braunwald. Dabei nutzten sie die Möglichkeiten miteinander interessante und abwechslungsreiche Gespräche zu führen und immer wieder die imposante Bergwelt zu bewundern.
Auf der Terrasse des Café Bsinti konnten die Teilnehmer den auf der Wanderung an der frischen Bergluft entstandenen Durst löschen und sich dabei von der Herbstsonne verwöhnen lassen.
Um 16.15 Uhr erfolgte dann die Rückfahrt mit der Standseilbahn nach Linthal und von der mit der SBB zurück ins Sarganserland. Um 18.20 Uhr trafen alle glücklich und zufrieden in Sargans ein. Alle Teilnehmer waren sich einig, es war trotz nicht ganz optimalem Wetter ein wunderschöner und lehrreicher Tag, der allen in guter Erinnerung bleiben wird.