Unter obigem Titel schrieb die Reporterin Katrin Wetzig, Walenstadt für die Zeitung „St. Galler Bauer“ einen Artikel über unseren Verein, den wir mit ihrer Zustimmung nachstehend veröffentlichen dürfen:
Die bald 88-jährige Irma Müller (rechts) geniesst die Unterstützung durch Silvia Thuli.
Der Verein «Senioren für Senioren Sargans» basiert auf einer Idee, die im Rahmen des Altersleitbilds der Gemeinde Sargans entwickelt wurde. Hier helfen Senioren älteren Senioren, damit diese länger in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben können.
Text und Bild: Katrin Wetzig, Walenstadt
Gemeinsam mit sechs Gleichgesinnten gründete Bruno Tanner 2014 den gemeinnützigen Verein «Senioren für Senioren Sargans» in Sargans. Dieser umfasst mittlerweile rund 320 Mitglieder. Die Idee ist so einfach wie bestechend: Jüngere Senioren bieten älteren Senioren günstig Hilfsdienste an. Beide Seiten profitieren. Während die jüngeren Senioren so wieder sinnstiftende Aufgaben finden, die ihnen Spass machen, geniessen die Älteren die Geselligkeit und können länger in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben. Das grosse Interesse lässt darauf schliessen, dass hier eine echte Versorgungslücke geschlossen wurde.
Keine Konkurrenz für Profis
Erklärtes Vereinsziel ist es, Senioren durch ehrenamtliche Hilfsdienste den Alltag zu erleichtern. Zudem dient der Verein der Kontaktpflege. Wer nicht mehr so beweglich und mobil ist, droht bekanntlich eher zu vereinsamen. Beitrittsberechtigt sind Senioren im Pensionsalter aus Sargans und Umgebung. Professionelle, regelmässige Putz- und Pflegedienste werden jedoch ganz bewusst nicht angeboten, um kommerzielle Anbieter, wie beispielsweise die Spitex, nicht zu konkurrenzieren.
Erklärtes Vereinsziel ist es, Senioren durch ehrenamtliche
Hilfsdienste den Alltag zu erleichtern.
Man bietet ausschliesslich einfache Hausarbeiten, Botengänge und Begleitdienste, einfache Reparatur- und Handwerksarbeiten, leichte Gartenarbeiten und auch einfache Büroarbeiten oder die Unterstützung bei Computerfragen. So werden mittlerweile jährlich rund 1000 Stunden Hilfsdienste von Vereinsmitgliedern geleistet. Der monatliche Mittagstisch wird von 20 bis 25 Personen durchschnittlich besucht. Die einmal monatlich angebotenen Ausflüge und Vorträge dienen vor allem der Kontaktpflege. Lottomatch, Adventsfeier und Grillparty sind fixer Bestandteil des Jahresprogramms.
Die Vermittlungsstelle hilft
Suchende wie auch Bietende profitieren gemäss Erfahrungsberichten gleichermassen. Beide werden über eine Vermittlungsstelle zusammengebracht, die dienstags und donnerstags von 9 Uhr bis 11 Uhr telefonisch erreichbar ist und von drei Personen unter der Leitung von Wolfgang Sieber betrieben wird.
Suchende wie auch Bietende profitieren
gemäss Erfahrungsberichten gleichermassen.
Alles Weitere, wie Termin und Umfang der gewünschten Arbeit, machen die Vermittelten direkt miteinander ab. Weitere Einsätze können ebenfalls direkt vereinbart werden. Um einen Einblick über das Ausmass der Hilfsdienste zu haben, führen die Bietenden über jeden Einsatz Buch. So wissen Wolfgang Sieber und Bruno Tanner recht genau Bescheid über den Umfang der Hilfsdienste. Jede Hilfsleistung wird mit 10 bis 15 Franken pro Stunde dem Helfenden vom Besuchten direkt vergütet.
Ein Erfahrungsbericht
Die 75-jährige Silvia Thuli aus Mels ist eine der Bietenden. Sie hat bis zur Pensionierung in der Buchhaltung in Chur gearbeitet und sich vor drei Jahren gleich als Bietende im Verein Senioren für Senioren engagiert. Sie ist seit 23 Jahren verwitwet und ihre drei Kinder wohnen nicht in der Nähe. Da sie sehr kontaktfreudig ist und gerne einer Betätigung nachgeht, zeigte sie sofort Interesse an diesem Verein. Auf dem Fragebogen für Bietende kreuzte sie Gartenarbeit, Betreuung, Fahr- und Botendienste sowie leichte Hausarbeiten an. Mittlerweile betreut sie drei Betagte mit Gärten in regelmässigen Abständen. Darunter ist auch eine 88-jährige ehemalige Musiklehrerin. Sie besucht Silvia Thuli wöchentlich zweimal und erledigt für sie, was gerade anfällt. Das können Staubsaugen, Einkaufen, Botengänge, kleine Ausflüge zur Kapelle oder auch einfach eine Plauder- oder Fragestunde sein, ganz nach Wunsch der betagten Dame. Seit diese einen Schlaganfall hatte, sind unter anderem Beweglichkeit und Gedächtnis beeinträchtigt. Sie geht nicht mehr allein aus dem Haus. Silvia Thuli reagiert verständnisvoll. Sie ist dankbar, dass sie hier helfen kann. Diese Besuche finden ganzjährig statt. Zeitlich ist Silvia Thuli flexibel. Man verabredet sich von Mal zu Mal. Notfalls gibt es ein Telefonat, wenn ein Termin einmal geändert werden sollte.
«Ich bin jedes Mal zufrieden,
wenn ich von einem Hilfseinsatz heimkomme.»
Silvia Thuli
Gartenarbeit in drei Gärten
Silvia Thuli hat selber keinen Garten mehr. Sie lebte lange Jahre mit ihrer Familie in Trübbach im eigenen Haus mit Garten. Nach dem Tod ihres Mannes – die Kinder waren bereits ausgezogen – verkaufte die gebürtige Melserin das Haus und zog zurück ins Sarganserland in eine zentrumsnahe Wohnung in Mels. Jetzt geniesst sie fremde Gärten.
Für einen «ihrer» Gärten steht sie auf Abruf bereit und erledigt dann nach Wunsch das, was gerade anfällt. «Diese Gartenbesitzerin ist geistig noch sehr rege, lebensfroh, lacht gerne und herzlich, was auch für mich ein Aufsteller ist. Sie kann aber körperlich die anfallende Gartenarbeit nicht mehr alleine bewältigen. Deshalb ruft sie bei Bedarf bei mir an», berichtet Silvia Thuli. Bei den anderen Gärten hat sie freie Hand. Im Herbst hat sie viel zu tun. Da braucht man schnell einmal zwei bis drei Stunden um etwas zu bewirken, berichtet sie und fügt an, so bleibe sie beweglich. Manchmal sei sie aber auch froh, dass es wieder einmal regne und somit der Garten ein bisschen warten müsse. Wenn der Arbeitsaufwand zu gross wird, macht sich nämlich der eigene Körper auch mal bemerkbar. Dann ist eine Pause fällig.
Manchmal gehört auch Staubsaugen zu den Hilfsdiensten, die Silvia Thuli (links) anbietet.
Zeit bewusst gestalten
Im Winter hat sie Zeit für andere Hilfsdienste und auch dafür, sich vom arbeitsintensiven Herbst zu erholen. Silvia Thuli fährt gerne Auto und ist von daher mobil. Ihr Entschluss für die Hilfsdienste ist die Zufriedenheit. Sie hilft einfach gern, wo ihr das möglich ist. Die Freude ist gegenseitig. Beide Seiten geniessen gleichermassen die Kontaktmöglichkeit. Mancher Einsatz sei auch lustig. Man lache viel und gern miteinander.
«Beide Seiten geniessen den Kontakt.
Mancher Einsatz ist auch lustig.»
Silvia Thuli
An jedem Ort sei es anders. Auch das «miteinander plaudern» zu Beginn der Arbeiten sei immer wieder schön. Sie sei jedes Mal sehr zufrieden, wenn sie von einem Hilfseinsatz heimkomme, sagt Silvia Thuli. Andererseits beunruhige sie allerdings auch die Entwicklung im Alter. Die Zeit vergehe so schnell, da sei es umso wichtiger, die Zeit bewusst zu gestalten und zu geniessen. Dank des Vereins «Senioren für Senioren» gelinge ihr dies wunderbar, sagt sie lächelnd.