Mit dem Ziel, einen Einblick hinter die Kulissen der Schweizer Luftrettung zu erhalten und die Tätigkeiten der Rega Basis Untervaz im Besonderen näher kennen zu lernen, versammelten sich 32 interessierte Seniorinnen und Senioren um 12.45 Uhr beim Bahnhof Sargans.
Mit dem Zug ging es nach Untervaz. Dort teilten sich die Teilnehmer in zwei Gruppen auf. Die erste Gruppe begab sich direkt zur Rega-Basis, während die zweite Gruppe zuerst im Restaurant Tennishalle ein vom Verein offerierter Kaffee zu sich nahm.
Auf der Basis Untervaz wurden die Teilnehmer vom langjährigen Rega-Helikopter-Pilot Hans Luggauer herzlich begrüsst. Er stellte die Rega 5 – Basis Untervaz näher vor. Auf dieser Einsatzbasis machen immer eine Rega-Crew bestehend aus Pilot, Rettungssanitäter und Notarzt Dienst. Ziel ist es, jederzeit bereit zu sein, um Menschen in Not schnellstmöglich Hilfe aus der Luft zu bringen. Insgesamt verfügt die Basis über drei Piloten, drei Rettungssanitäter und einen Arzt, zuzüglich weiteren sechs Rega Ablöse-Ärzten mit Rega-Erfahrung vom Kantonsspital Chur. Der Notarzt bleibt jeweils für ¾-Jahre, wird vom Kantonsspital Chur gestellt und muss eine Anästhesieausbildung haben. Für jedes Crew-Mitglied gibt es auf der Basis ein Zimmer.
In Untervaz ist ein Gebirgs-Helikopter „Agusta Westland Da Vinci“ fest stationiert. Dieser Zwei-Turbinen-Heli mit voller Ausrüstung kostete um die 10 Mio. Franken. Tagsüber hat die Crew eine 5-Minuten-Bereitschaft zu gewährleisten, was bedeutet, dass sie nach Eingang eines Notrufes innert 5 Minuten mit dem Helikopter abheben kann.
Die Einsatzphilosophie der REGA ist eine schnelle und unkomplizierte Hilfe nach den Grundsätzen des Roten Kreuzes. Es spielt keine Rolle was für ein Mensch es ist, was für politische Hintergründe, oder ob arm oder reich, die Leute welche Hilfe brauchen bekommen sie auch. Jeder gleich, jeder gleich gut, einfach professionell. Die Rega ist schweizweit bestrebt, jeden Ort in ihrem Einsatzgebiet innerhalb von 15 Flugminuten zu erreichen. Zwölf über das ganze Land verteilte Einsatzbasen machen dies möglich. Ihre Standorte befinden sich in Dübendorf, Basel, Bern, Lausanne, Untervaz, Locarno, St. Gallen, Erstfeld, Samedan, Wilderswil, Mollis und Zweisimmen. Hinzu kommt eine Partnerbasis in Genf.
Der Hauptsitz der Rega liegt am Flughafen Zürich – mit direktem Zugang zu den Start- und Landepisten. Während die drei Ambulanzjets hier zu ihren Einsätzen in alle Welt abheben, kommen die Helikopter nur zum Unterhalt ins Rega Center. Neben dem Hangar und dem Wartungsbetrieb für die Rega-Flotte befinden sich hier auch die Einsatzzentrale, die Verwaltung und das grosse, zentrale Materiallager.
Die Einsatzzentrale im Rega-Center organisiert pro Jahr mehr als 15’000 Einsätze. Sie ist rund um die Uhr erreichbar— in der Schweiz über die Alarmnummer 1414, aus dem Ausland über +41333 333 333 oder die Rega-App.
Die REGA ist eine selbständige, private und gemeinnützige Stiftung. Sie erbringt ihre Leistungen ohne Subventionen der öffentlichen Hand und ist politisch unabhängig. Per Ende 2016 wurde die Rega von rund 3,3 Mio. Gönnerinnen und Gönnern mit Beiträgen und Spenden von insgesamt über 96,6 Mio. Franken unterstützt, was einem Kostendeckungsbeitrag von 62 % entsprach. Im 2016 wurden 357 Festangestellte beschäftigt.
Die Rega hat insgesamt 17 Helikopter; 6 Eurocopter und 11 „Augusta Westland Da Vinci“. Davon sind 5 Reserve-Helikopter in Zürich und Interlaken stationiert und kommen zum Einsatz wenn fest stationierte Helikopter zum Service müssen. Ausserdem sind 3 Challenger CL-604 Ambulanzjets für medizinische Notfälle im Ausland in Zürich stationiert.
Film «am Puls der Rega»
Im zweiten Teil wurde den Teilnehmer mit einer Filmvorführung höchst interessante Eindrücke über die Arbeit der Rega vermittelt. Es wurde gezeigt wie bei den verschiedenen Notfall-Einsätzen mit dem Rettungs-Helikopter mit klar definierten Abläufen gearbeitet wird. Dabei kam immer wieder zum Ausdruck, wie absolut wichtig ein perfekt eingespieltes Team und die verlässliche Zusammenarbeit der Crew mit Heli-Pilot, Notarzt und Retter sein müssen, damit die Einsätze mit Erfolg durchgeführt werden können.
Ganz wichtig bei Rettungseinsätzen in den Bergen ist die Wettersituation.
Bei Nebel oder bei starkem Schneefall kann die REGA nicht mehr fliegen. Die Natur zeigt oft die Grenzen auf. Der Pilot, aber auch die ganze Crew müssen wettermässige Veränderungen rechtzeitig erkennen, sonst kann es wirklich gefährlich werden.
Der Film zeigte mehrere Notfall-Einsätze wie der des kleinen Patienten Noel, 5-jährig, mit einem Fieberkrampf. Als er nicht mehr ansprechbar ist, ruft seine Mutter die Rega zu Hilfe. Der Helikopter mit der Rettungscrew kommt sofort. Der Notarzt legt eine Infusion, er bespricht laufend alle Schritte mit Noel und stabilisiert den jungen Patienten. Zur Abklärung der Ursachen des Fieberkrampfes wird er zusammen mit seiner Mutter ins Inselspital Bern geflogen.
An einem andern Tag startet pünktlich um 8 Uhr in Zürich Kloten der Ambulanz-Jet des Typs Challenger 604. Der Rega-Jet namens „Juliett Romeo Alfa“ ist eigentlich eine fliegende Intensivstation. Er fliegt Richtung Paphos Zypern zur Repatriierung von Herr Meier. Dieser Patient hat einen Thrombus am Unterschenkel, was zu einer Lungenembolie und einer Lungenentzündung führte. Es geht ihm nicht so gut und er muss zum Atmen aufsitzen. Vor dem Start wurde die Wetterlage überprüft.
Dann ist der Rega-Jet schon über den Churfirsten unterwegs nach Zypern. Schon ist der Flughafen in Paphos in Sicht. Im Notfall hat der Rega Jet Vortritt vor anderen Flugzeugen. Der Ambulanz-Jet ist in Zypern gelandet. Die Medical Crew wird von einer Ambulanz abgeholt und zum Betroffenen ins Spital gebracht. Vor dem ersten Kontakt mit dem Patienten informiert sich der Flug Arzt mit dem behandelnden Arzt. Herr Meier leidet unter Atemnot und braucht Sauerstoff für den Rückflug. Der Patient ist schon mal sehr erleichtert pizza kurier , dass ihm endlich ein Arzt gegenüber steht, der die gleiche Sprache spricht. Doch die Frage bleibt, wie er die Strapazen der Repatriierung in die Schweiz übersteht. Die lokale Ambulanz bringt den Mann mit der Lungenembolie und Atemnot bis zum Jet.
Die Rega-Mediziner übernehmen nun die volle Verantwortung. Startvorbereitungen zum Rückflug nach Bern. Der Ambulanz-Jet steuert Richtung Schweiz mit einer Flughöhe von 12‘000 m. Die Strapazen des Transportes sind zu viel, der 69-jährige Patient muss künstlich beatmet werden.
Nach fast vier Stunden Anflug auf den Flughafen Bern-Belp. Nach 12 Stunden Einsatz rollt der Jet nach einem erfolgreichen Einsatz wieder in den Hangar des REGA-Centers.
Ein anderer Filmausschnitt „Schauplatz Eiger Nordwand“ zeigt wie für eine Grossübung mit der Long Line ein Figurant in der Wand ausgesetzt wird.
Für den Piloten stellen sich viele Fragen: wie ist es mit Steinschlag, gibt es objektive Gefahren, wie ist es mit der Leistung des Helikopters in Bezug auf Turbulenzen und Abwinde, kann er überhaupt einen sicheren Schwebeflug machen an diesem Ort? usw. Das Wetter spielt immer auch eine grosse Rolle und muss vor und während des Notfalls stets aufmerksam verfolgt werden.
Es wird die Seillänge auf exakt 150 Meter festgelegt. Die Spezialisten der alpinen Rettung Schweiz und die Rega trainieren zusammen die direkte Rettung aus der Wand. In der Kommunikation über Funk spielt der Rettungssanitäter eine wichtige Rolle. Er ist das Bindeglied zwischen Pilot und Rettungsspezialist am Ende der Longe Line.
Der Rettungssanitäter gibt die Distanz nach vorne an und der Rettungs-Spezialist Helikopter gibt die Höhenangaben genau an, er sieht wie hoch oder tief er ist vom Patienten entfernt ist. Der Pilot sieht ja nicht runter zum 150 Meter unter ihm hängenden Rettungsspezialisten.
Die Rettung verlangt von allen viel Geduld und Fingerspitzengefühl, damit der Verletzte richtig angehängt werden kann und der Helikopter nachher wieder wegfliegen kann.
Zum Abschluss zeigt uns der Rega-Pilot Hans Luggauer den soeben von einem Einsatz zurückgekehrten Rega-Helikopter und erklärt uns deren Funktionsweise und beantwortet viele Fragen der Teilnehmer.
Von diesem Sitz aus bedient der Rettungssanitäter die Rettungswinde mit einer Seillänge bis zu 90 Metern. Sie kommt immer dann zum Einsatz, wenn der Helikopter nicht beim Patienten landen kann. An der offenen Seitentür steuert er über eine Fernbedienung die Rettungswinde, an der er den Notarzt und manchmal auch einen Rettungsspezialisten zum Patienten herunterlässt.
Über Bordfunk ist der Rettungssanitäter mit dem Piloten in Verbindung.
Ein Meter über dem Boden hält er die Winde an. Der Pilot setzt anschließend den Arzt mit einer sanften Abwärtsbewegung auf dem Boden auf.
Hinter dem Sitz ist der Bergesack zu sehen. Falls der Patient bei einem Einsatz mit der Rettungswinde nur liegend transportiert werden kann, wird er auf einer Vakuummatratze in den Bergesack gebettet, zum Helikopter hochgezogen und auf dem nächstmöglichen Landeplatz in den Helikopter umgeladen.
Hier noch einen Blick ins Cockpit des Gebirgs-Helikopter „Agusta Westland Da Vinci“.
Zwischenzeitlich war bereits die Gruppe 2 der Seniorinnen und Senioren zur Besichtigung der Rega 5 – Basis Untervaz eingetroffen. Die Gruppe 1 wanderte, den sehr schönen Herbsttag geniessend, gemächlich zurück zu einem vom Verein offerierten Kaffee im Restaurant Tennishalle. Dort bot sich Gelegenheit für viele Gespräche über Gott und die Welt und den soeben erlebten Rega-Besuch. Schon bald war es Zeit um sich auf den Bahnhof Untervaz zu verschieben. Mit dem Zug erfolgte die Rückfahrt nach Sargans wo alle um 18.30 Uhr glücklich und zufrieden eintrafen. Alle Teilnehmer waren sich einig, es war ein sehr interessanter und lehrreicher Nachmittag.